Ideale und Werte

Die gegenwärtigen Entwicklungen der Biotechnologien und Gentechnik sowie Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz und schließlich die zunehmende Automatisierung lösen zwar einen gewissen Optimismus aus, der mit den neuen Möglichkeiten für die gesamte Menschheit verbunden ist, aber sie sind zugleich auch besorgniserregend. Damit stellt sich mit aller Schärfe die Frage nach den Grenzen der menschlichen Identität sowie danach, welche Rolle dabei die geistige Dimension des menschlichen Daseins spielt und schließlich auch die Frage, wie die Menschengestalt beschrieben werden kann und bewahrt werden sollte.

Werden angesichts des materiellen und technischen Fortschritts die Menschenrechte sowie die Würde des Menschen immer beachtet und die Bedingungen für Gleichheit und Gerechtigkeit geschaffen? Es lässt sich jedenfalls mit Sorge feststellen, dass einige Trends des technologischen Fortschritts zwar existierende Grenzen sprengen und neue Möglichkeiten schaffen, dabei aber auch zur "Entmenschlichung" von sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen beitragen und so zur Regression des Menschen als des Wesens führen, das mit Vernunft und Geistlichkeit begabt ist.

Um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden, brauchen unsere Gesellschaften ein System verbindender geistiger Werte, die die hohe Bestimmung der menschlichen Existenz evident machen würden. Die Zeit ist gekommen, die Erfahrungen der Vergangenheit aufzuarbeiten und sich zu überlegen, was tatsächlich geschähe, wenn die geistigen Grundlagen unserer Existenz aus unserem Alltag ausgeschlossen werden würden. Das Recht auf eine geistige wertorientierte Identität sowie auf die durch moralische Ideale inspirierte geistige Selbstvervollkommnung als Grundbedürfnis des Menschen sollte tief und umfassend durchdacht werden. Es ist auch wichtig über die Frage nachzudenken, wie das Potential der geistigen Entwicklung des Menschen zu schützen und das Recht auf seine Realisierung zu garantieren wäre.